"Girl, you gonna starve here!"

12April2015

Ui, ich darf gar nicht nachsehen, wann der letzte Eintrag war, so lang ist das schon wieder her. Wie beim letzten Mal auch werde ich auch dieses Mal versuchen, euch nicht allzu sehr mit ueberfluessigen Details zu langweilen, sondern die letzten Erlebnisse kurz und knackig servieren.

1. Hervey Bay nach Cairns

War das uebliche Touri-Programm: Bin mit dem Greyhound inklusive Zwischenstopps weiter nach Cairns. Das einzige, was es wirklich zu erwaehnen gibt, ist der 2taegige Bootstrip auf die Whitsundays Islands. Schlafen unter dem Sternenhimmel, Schnorcheln, ein Vormittag am Whitehaven Beach (der weissteste Sand Australiens), nochmal Schnorchel, Essen, Wein trinken, ein letztes Mal Schnorcheln und dann zurueck. War schon ganz cool. Kann man sich auf jeden Fall anschauen (war wirklich der Hammer, meine Schreibmotivation ist gerade nur nicht ganz auf der Hoehe).

2. Jobsuche!

Irgendwann wird man dem Lotterleben schliesslich ueberdruessig (hab ich zumindest gehoert) und sehnt sich nach einem geregelten Alltag. Das die Reisekasse mal wieder etwas aufgestockt werden musste, mag eventuell auch einen Teil dazu beigetragen haben. Der urspruengliche Plan war, mich mit den deutschen Maedels aus Brisbane in Cairns wieder zu treffen und dann gemeinsam in Atherton nach einem Farmjob zu suchen. Also der erste Teil war kein Problem. Der zweite leider schon eher.

Eine schlechte Saison und irgendein drecks Bananenparasit hat naemlich einen unschoenen Strich durch unsere Rechnung gemacht. 4 Tage waren wir in Yungaburra (kleiner Ort 12 km entfernt von Atherton), doch trotz Abtelefonieren der umliegenden Farmen und diversen Besuchen hat sich die Erkenntnis eingestellt, dass es hier nichts zu holen gibt. Also zurueck nach Cairns (ich einen Tag spaeter als die Maedels, hab da in Yungaburra nen ganz netten Niederlaender kennen gelernt) und dort weiter gesucht. Das Ende vom Lied: Clara und Denise sind mitten im Outback auf einer Tankstelle und arbeiten dort, Mareike und ich wurden fuer Food Catering auf einem Rodeo angeworben! Womit wir schliesslich zum interessanten Teil des diesigen Blogeintrages kommen. „smile“-Emoticon

3. Easter @ Einasleigh

Ein Rodeo! In Australien! Noch dazu mitten im Outback! Der WAAAAAHNSINN!!

Spass beiseite. Mitsamt Foodtrucks (es gab Burger, Pizza und einen Icecream-Truck) ging es letzte Woche Mittwoch 5 Stunden nach Einasleigh. Suesses Staedtchen. Hat genau 12 Einwohner. Da steppt der Baer. Naja, zumindest einmal im Jahr, wenn ueber Ostern Pferderennen und Rodeo stattfinden. 750 Besucher, die neben zuschauen und mitfiebern natuerlich auch was essen wollten. Da kamen offensichtlich wir ins Spiel. Doch der Reihe nach:

Am Nachmittag kamen wir schliesslich am Wunschziel an, nachdem wir 50 km Schotterstrasse hinter uns gebracht haben. Laut Jobbeschreibung war sowohl fuer Logis als auch fuer Kost gesorgt. Logis, okay, wir hatten einen Schlafcontainer (hat auf jeden Fall zum richtigen Feeling beigetragen), Kost, nicht so sehr. Als Vegetarier hat man teilweise aber auch gar nichts zu lachen (Oma, ab dieser Stelle liest du bitte nicht mehr weiter. Normalerweise hab ich wirklich genug zu essen!).

Ich hatte zwar meinem Chef zwei Tage im voraus mitgeteilt, dass ich weder Fleisch noch Fisch esse, doch scheinbar ging das bei dem einen Ohr rein und beim anderen wieder raus. Als es zum Abendessen laeutete, hiess es, es gaebe Lasagne. Erwartungsvoller Blick von mir. Shane (Cheffe) sieht mich an: "Oh, I already bought the lasagne when you told me that you're a vegetaran. Hmmm. We got some salad?" Nen Salat? Ernsthaft? Seh ich so aus, als wuerd mich ein Salat genusstechnisch befriedigen?! Aber das ist ja alles kein Problem fuer eine selbststaendige MIttzwanzigerin wie mich, die sich nur in den seltensten Faellen was scheisst. Kurzerhand hab ich Mareike eingepackt und bin in den einzigen, winzig kleinen Pub des "Ortes" gestiefelt. Selbstbewusst und der englischen Sprache durchaus maechtig spazier ich an den 5 am Thresen sitzenden Cowboys vorbei, setze mein gewinnenstes Laecheln auf und sage: "Hey guys, how you're doing. I'm looking for a vegetarian meal." Totenstille setzt ein und alle Blicke richten sich auf mich. Nach 5 Sekunden Schweigen faellt der erste Satz: "Girl, you gonna starve here." Das nenn ich mal ne Aussage. War uebrigens auch nicht uebertrieben. Die hatten naemlich nur Meat Pie. Das einzig vegetarische Gericht, eine Kaese-Spinat-Rolle war aus. Ich hatte Glueck, dass noch Toast uebrig war, dementsprechend bestand mein Abendessen aus zwei Peanutbutter and Jam Toasts. Muehsam ernaehrt sich der Vegetarier.

Die naechsten Tage waren Gott sei Dank weniger dramatisch, da man sich Pizza holen konnte. Zugegebenermassen war die richtig gut. Und ich hatte gar nicht so viel dagegen, mich nicht staendig von Burgern und Pommes ernaehren zu muessen, sondern auch mal ein Schuesselchen Reis abstauben zu koennen.

Donnerstag haben wir die Trucks aufgebaut und geputzt (mit Handwaschseife. Die wuerden in Deutschland sang und klanglos durch jeden Hygienetest rasseln) und das Catering fuer den Abend vorbereitet. Samstag war dann zuerst das Pferderennen, Sonntag schliesslich das Rodeo. Wir bekamen einen Fixbetrag von 150$ pro Tag bezahlt, was Donnerstag und Freitag ziemlich laessig war, da wir wirklich nicht viel machen mussten. Dafuer stand ich dann Samstag und Sonntag jeweils 14 Stunden auf den Beinen und musste Essen verteilen. Wobei ich dazu sagen muss, dass selbst das immer noch nicht so hart ist, wie die Bob- und Rodel-WM beim Andi hinten im Echostueberl. Da wurden wirklich Massstaebe gesetzt.

 Steht uns, so ein Foodtruck, oder?

So ein Rodeo-Wochenende ist uebrigens tatsaechlich genau so, wie man sich das vorstellt. Ein Klischee jagte das naechste, angefangen bei aufgetackelten Weibern, die mit Highheels ueber den Rasen stoeckeln, ueber die Cowboyhut und -stiefelfraktion samt dazugehoerigen Hinterwaeldlern bis zu den Kaugummikauenden Bullenreitern in Jeans. Ich bin staunend von einem Eck zum anderen und hatte die groesste Freude.

Zum Abschluss noch: Ich hab meine erste richtig australische Freundin. Shiralees Eltern sind zwar Deutsche, doch sie hat quasi ihr gesamtes 24jaehriges Leben in Australien verbracht. Ein echtes Cowgirl mit eigenem kleinen Grundstueck samt 2 Pferden und einem Hund. Als wir Ostermontag nicht nach Cairns gekommen sind, da kein Bus von Mareeba fuhr, hat uns Shiralee einfach bei sich daheim einquartiert. Die Liebe hat davor mit uns zusammen gearbeitet. Und an dieser Stelle moechte ich mich nochmal ganz herzlich fuer die letzte Woche bedanken, die ohne sie nicht mal ansatzweise so angenehm und witzig gewesen waere! Hope to see you in Normanton!

 Mareike, ich und Shiralee ueber Cairns

P.S. Habt ihrs bemerkt?? Ich hab endlich Fotos drin! Der Scheiss hat mich Nerven gekostet! Auf dem PC hier ist noch Internet Explorer installiert! Kann man sich das vorstellen?! Nervenzusammenbrueche sag ich da nur!!