Berichte von 02/2015

A shower in the dark

12Feb2015

Das Leben als Rucksackreisende hat seine ganz eigenen Reize. Hat man ein eigenes Auto (oder ist wie in meinem Fall Mitreisende), muss man sich nicht grossartig um profane Dinge wie Planung oder Abfahrtszeiten von Bussen kuemmern geschweige denn nachschaun, ob denn in der Naehe des Hostels eigener Wahl auch wirklich Verbindungen zum Verkehrsnetz existieren. Unsereins uebernachtet stattdessen auf Parkplaetzen mit oeffentlicher Dusche. Kalt, selbstverstaendlich, wir wollen ja hier nicht verweichlichen. Dazu sollte aber gesagt werden, dass der Begriff "kalt" relativ zu verstehen ist und in unseren Breiten als angenehm warmer Fruehlingsschauer durchgehen koennte.

Um zum eigentlichen Sinn dieser Ausschweifung zu gelangen: Es ist wunderbar, auf das Privileg zurueckgreifen zu koennen, direkt am Strand seine Schlafstatt aufschlagen zu koennen. Ist halt in dem Fall n Parkplatz (uebernachten im Auto muss erlaubt sein, sonst kann das ganze leicht mal 100 Steine kosten). Man beobachtet zuerst den Sonnenuntergang und dann die Sterne und  wird anschliessend von Meeresrauschen in den Schlaf gewiegt. Nun zum nicht ganz so feinen Teil: Offensichtlich wird in den oeffentlichen Duschen irgendwann das Licht ausgedreht. Und nein, es interessiert wirklich niemanden, ob ich da nackt und veraengstigt drinnen steh und drauf wart, dass mich gleich ein dahergelaufener Meuchelmoerder absticht. Meinerlei natuerlich noch mit Shampoo im Haar. Zum Glueck standen mir in dieser Stunde der Not zwei sehr liebe dt Rucksackreisende bei, ansonsten haett ich das wahrscheinlich nicht ueberlebt.

Nun wieder zurueck zum angenehmen Teil: der Morgen. Waehrend ich den Sonnenaufgang beobachte, schnuere ich meine Laufschue und geh die Kueste oder den Strand entlang laufen. Eine Idylle, wie sie schoener nicht sein koennte. Gefruehstueckt wird mit Meeresblick und es fehlen weder meine Bananen noch meine heissgeliebte Erdnussbutter. Die war naemlich so ziemlich das Erste, das ich mir in Australien zugelegt hab. In einem Aldi, lustigerweise. Wusste gar nicht, dass dieses Stueck deutscher Unternehmerskunst bereits in Down Under angekommen ist.

Soweit zu den Anekdoten. Inzwischen bin ich in Byron Bay (Surferparadies) angekommen, nachdem wir die letzte Woche ueber die Kueste Richtung Norden hochgearbeitet haben. Mit Addie versteh ich mich semigut, aber die meisten wissen ja, dass ich etwas waehlerisch bin, was Bekanntschaften und Freunde betrifft. Highlight unserer Reise war definitv Sawtell, ein kleiner Ort suedlich von Coffs Harbour (etwa in der Mitte zwischen Sydney und Brisbane). Hier haben wir zum uebernachten eine kleinen Anhoehe direkt zwischen zwei Kuestenabschnitten gefunden. Die morgendliche Laufrunde bei Sonnenaufgang war eine der traumhaftesten, die ich je gelaufen bin. Strand und Felsen haben sich abgewechselt, waehrend sich die aufgehende Sonne im flachen Wasser gespiegelt hat ( Wie gesagt, Fotos zur Veranschaulichung folgen noch. Und fuer die Berchtesgadener unter den Lesern: Ich schwoers euch, in dem Ort laeuft n zweiter Schubbo rum. Sieht genauso aus, hat n kleines Kind und besingt morgens den Sonnenaufgang mit ner Ukulele. Ziemlich mies im Uebrigen. Und laut Mary, einem Maedchen in ner Bar, die wir besucht haben, ist der genauso aufdringlich und hat wohl auch ned alle Nadeln an der Tanne).

Im Laufe der Reise war ich in Belline unter den Dangar Falls, einem Wasserfall, schwimmen (Gott, das wollt ich schon immer mal tun); in Angourie (von wo uns um 7 Uhr morgens ein Ranger vertrieben hat) bin ich auf eine Horde Bayern getroffen, mit denen ich mich fantastisch unterhalten hab und in Byron Bay konnte ich endlich surfen! Hatte heute eine 4 Std Lesson mit einem Schweizer Surflehrer und 3 liebenswerten Maedels aus Schottland. Nachdem ich die Sache mit den Wellen in den Griff und dementsprechend nicht mehr alle 30 Sekunden Salzwasser in die Fresse bekommen hab, schaffte ich es tatsaechlich auch, auf dem Surfboard zu stehen! Nun ja, fuer 5 Sekunden zumindest. Dann hat sich mein Allerwertester wieder ins Wasser verabschiedet. Zur Feier des Tages hab ich mir dann gleich mal den vegetarischen Burger reingepfiffen. Der mit 12 Dollar fuer australische Verhaeltnisse erstaunlich billig ausgefallen ist. An die Preise hier muss ich mich noch gewoehnen.

Und morgen: Brisbane! Dann sollte ich auch in der Lage sein, euch meine literarischen Erguesse mit Fotos zu versuessen. :)

Habe mein Taschentuch nicht vergessen!

06Feb2015

Gut, ich hab mir schon meinen ersten Beinahe-Herzinfarkt abgeholt. Nein, nicht in Australien. Schon in London Heathrow. Weil ich meinen Reisepass samt Kreditkarte und Boardingpässen fast im Terminal-Bus hab flacken lassen. Ich verbitte mir an dieser Stelle sämtliche Kommentare. 

Der Rest der reise verlief glücklicherweise unaufgeregter. Nach etwa 30 Std Odyssee bin ich schließlich mit Augenringen bis zu den Kniekehlen in Sydney gelandet. Nur um sofort mit Addie Richtung Blue Mountains aufzubrechen. Addie ist ein 21ähriges Mädel aus Frankreich, das ich über ne Facebook-Gruppe kennengelernt hab. Der Plan ist, zusammen bis nach Brisbane zu fahren und auf der Strecke dahin überall zu halten, wo wir wollen. 

Zurück zu den Blue Mountains: ein Traum! Um euch nicht mit Details zu langweilen die Kurzfassung: wir waren 1,5 Tage da und haben uns verschiedene Aussichtspunkte angesehen. Herausragend War der Rundgang von 3 Std, der vorbei an den Three Sisters führte, hinunter den Giant Stairway (900 Stufen!!) über den Federal Pass hinauf zu den Furber Steps (zum Glück etwas weniger als 900 Stufen). Fotos folgen noch, da dieser Eintrag via Handy verfasst wird. Meine Arschmuskulatur und mein Quadriceps möchten sich bei der Erwähnung der Furber Steps ganz herzlich bei den Erfindern der Nike Training App bedanken, von der sie so sehr mir Kniebeugen und Ausfallzeiten gequält wurden, dass sie diese Herausforderung mit Bravour meisterten. 

Was es sonst noch zu sagen gibt?  Wir sind inzwischen in Port Stephens, die Küste hoch Richtung brisbane. Ich freunde mich derzeit sehr mit der Matratze an, welche hinten im Auto liegt und die mir fabelhafte Nächte bereitet. Und ich bin verliebt. Verliebt in meinen kiddy-fkiddy-foxy-skiddy-foxy-sleepingbag von K-Mart. Für 15$!

Nein im Ernst,  Australien ist ein Traum.