Berichte von 04/2015

Outback-Pub und Diverses

28April2015

Nachdem ich meinen letzten Eintrag hochgeladen, ist mir aufgefallen, dass ich einige kleine und grosse Highlights vergessen habe. Geschweige denn davon, dass ich ja hier einen neuen, wunderbaren Job habe. 

1. Wiedersehen in Cairns!

Wissen nicht viele von euch, aber abgesehen von meinen beiden kleinen Cousinen muetterlicherseits hab ich noch 2 Grosscousinen von Papas Seite aus. Beide sind in etwa so alt wie Julia und ich und bis sie vor 12 Jahren mit ihrer Mutter nach Norddeutschland gezogen sind, haben wir als Kinder relativ viel Zeit miteinander verbracht. Und bevor ich nach Australien gekommen bin, hat meine Tante mir erzaehlt, dass Lea, die juengere der beiden, ebenfalls hier Working Holiday macht! Vorfreude war gross, ein Treffen hab hab ich auch gleich mal geplant, geklappt hats natuerlich nicht so gut, wie ich mir das vorgestellt hatte (kennt man ja irgendwo her).

Auf die Idee mit dem Farmjob in Atherton bin ich ja durch Lea gekommen, da sie da selbst einen hatte. Wie jedoch schon im letzten Eintrag berichtet, hat mein Masterplan weniger gut eingeschlagen wie erhofft. Und irgendwie haben wir uns auch staendig verpasst. Eigentlich hatte ich auch schon damit gerechnet, dass wir das mit dem Treffen nicht mehr hinbekommen Doch als ich nach dem Rodeo wieder in Cairns und auf der Suche nach einem neuen Job (Shane hatte keine Veranstaltungen mehr im April) war, bin ich in unser liebstes Reisebuero Peterpans gestiefelt. Und auf der Treppe kommt mir ein blondes Maedel mit ihrem Freund entgegen, die stutzt, als sie mich sieht. Lea! Die Welt ist einfach klein. Da wir beide was zu erledigen hatten, haben wir uns fuer den naechsten Tag auf ein Bierli oder zwei (ja, ich trinke hier Bier. Die Preise fuer einen vernuenftigen Wein, der nicht aus Fischeiern gemacht ist, sind eine verdammte Frechheit) im P.J. O'Briens verabredet. Der Abend verlief wie erwartet feuchtfroehlich. Lea und ich haben uns koestlich ueber den Vergleich unserer beider Vaeter amuesiert (die beiden sind zwar Cousins, koennten aber genauso gut eineiige Zwillinge sein), sind unter Alkoholeinfluss immer mehr ins Moderegger-Bayerisch abgedriftet, sehr zur Unfreude ihres norddeutschen Freundes Wenzel. Er hat mir zwar laufend versichert, er wuerde mich verstehen, doch ich hab da ja meine Zweifel. Und letzten Endes hab ich mit Wenzel dann noch ein Bier geext. Er ist offiziell in der Familie aufgenommen.

Moderegger-Reunion :)

 Liebe Freunde aus Berchtesgaden: Lea kehrt im August zu ihren bayerischen Wurzeln zurueck, die nehm ma mal mit in die Kleine Kneipe!

2. Boxing Classes

Ja meine Lieben, ich hab Boxunterricht genommen! Und zwar auf Anraten von Dave, einem der Fitnesstrainer in meinem Club. (Ich hatte mich ja im Fitnessstudio in Cairn fuer ein paar Wochen angemeldet. Hier in Australien muss ich nen Muffin ja nur zu lange anstarren und der landet auf meinen Hueften. Und ich will ja nicht noch fetter *hust* werden, als ich eh schon bin. Kleiner Scherz am Rande. Bis jetzt war ich mit Sport fleissig genug, um mein Gewicht zu halten).

Naja, auf jeden Fall hatte davor in Cairns ja eine unschoene Begegnung mit den schwarzen Einheimischen. Als ich mit Mareike gegen 22 Uhr vom Strand in unser Hostel zurueckgedackelt bin, kam uns auf einer Kreuzung eine Gruppe Aborignies entgegen, 8 Leute, offensichtlich betrunken. Mareike, gross, schlank und blond ging vor mir und ich hab schon von 5 Meter Entfernung gesehen, dass einer der Typen sie anstarrt. Als sie dann, ohne ihn anzusehen, an ihm vorbei gegangen ist, ruft der ihr allen Ernstes "Fuck you!" hinterher. Sowas kann ich ja gar nicht ab. Ich bleib stehen, schau ihn an und frag, was das soll. Er meint aufgebracht, sie haette ihn beleidigt. Der Rest der Gruppe ist auf der anderen Strassenseite derweil zum Stehen gekommen. Ich entgegne, das wuerde nicht stimmen, und weshalb er sie ohne Grund bitte beschimpfen wuerde. Das ging zwei, dreimal hin und her, bis er schliesslich meint: "Yeah, you're right, I'm sorry, I'm sorry" und mir seine Hand reicht. Ich hab sie genommen und war schon dabei, mich umzudrehen und weiter zu gehen. Was ich zu spaet gesehen hab: Aus der Gruppe hat sich ein weiblicher Koloss geloest und kam wankend auf mich zu. Just in dem Moment, als ich mich umdrehe, holt sie aus und schlaegt mir mit der Rueckhand ins Gesicht. Der hats wohl nicht gepasst, dass der Kerl vor einer Weissen klein beigegeben und sich entschuldigt hat. Derselbe musste die Tante dann auch noch zurueck halten, ansonsten waer sie auf mich los. Begleitet wurde die ganze Szene noch von "Fucking white people!"-Rufen. Ich muss ja ehrlich zugeben, ich habe mit dem Gedanken gespielt, mich mit der Alten anzulegen. Doch ihre Koerpermasse und die hinterbei stehende Bagage hat mich dann doch vom Gegenteil ueberzeugt.

Diese Geschichte hab ich dann Dave erzaehlt, der vor seiner Fitness-Karriere beim Militaer war. Nachdem er meinte, ich haette eine zu grosse Klappe (nachgeben ist ja wirklich nicht meine Staerke), hat er mir seinen Boxunterricht ans Herz gelegt. Eine Stunde Boxen in einer kleinen Gruppe, es war der Hammer. Selten so geschwitzt. Ich hatte den Muskelkater meines Lebens. In Wien ist das Erste, das ich mir such, ein Boxkurs.

3. Normanton

Das mit dem Rodeo-Catering hat ja auch Dauer leider nicht funktioniert. Aber dafuer mach ich jetzt was viel besseres: Ich bin Barkeeperin in einem Outback-Pub! 

Das Oertchen hat Normanton, 1.100 Einwohner, 60% davon Aboriginies (Gott sei Dank um einiges weniger aggressiv als in Cairns) und Heimatort des groessten jemals gefangenen Krokodils.

Lebensechte Abbildung quer gegenueber unseres Pubs

Der Pub traegt den Namen Purple Pub und macht dem auch alle Ehre. Nicht nur die Fassade, sondern saemtliche Innenraeume, Stuehle und Aschenbecher tragen die namensgebende Farbe. Wir hatten ja ein bisschen Schiss, dass der Pub ranzig sein koennte, wir scheisse bezahlt werden oder Bedbugs in unseren Zimmern sind. Vom Essen als Vegetarier fang ich gar nicht erst an, da durfte ich ja erst auf dem Rodeo einer Beinahe-Katastrophe beiwohnen. Immerhin haben wir 150$ fuer eine 11stuendige Busfahrt hierher bezahlt.

Doch es ist alles sauber, ordentlich, haben liebe Kollegen und das allerbeste: Eigene Zimmer! Mit Aircon! Ich sags euch, als Backpacker lernt man die kleinen Dinge des Lebens zu geniessen. Wie etwa ein Zimmer, das nur einen selbst beherbergt und Dusche und WC, das insgesamt drei Personen benutzen. Das Essen ist genauso gut, Paul, unser Koch hat uns letzte Woche Kuerbis-Spinat-Lasagne gemacht. Ich bin im vegetarischen Himmel! Und Oma ist auch glueckselig, dass ich hier bekocht werde und anstaendige Mahlzeiten bekomme. Was sich auch gut anbietet: es gibt genau zwei minikleine Supermaerkte und Schokolade ist so heillos ueberteuert, dass ich viel zu geizig bin, mir was zu kaufen. Schadet bei meinem vorherigen Tim Tams Konsum wahrscheinlich auch nicht.

Mareike und ich sind hier als Auslaender die absoluten Highlights, am zweiten Tag hat mir ein betrunkener Einheimischer seine Liebe gestanden (der war so voll, dass er um 22 Uhr von seiner Mama abgeholt. Was das ganze noch witziger macht: Der Gute ist 40.) und die Maenner hier scheint es Nuesse zu interessieren, dass ihre bessere Haelfte sich im Innenhof befindet, waehrend sie einen schamlos angraben. Wenn ich mit dem Job hier fertig bin, komm ich echt mit allem klar.

 

P.S. Das Beste haett ja ich fast vergessen: Wir haben hier nen Pool! Laeuft bei uns :D


 

"Girl, you gonna starve here!"

12April2015

Ui, ich darf gar nicht nachsehen, wann der letzte Eintrag war, so lang ist das schon wieder her. Wie beim letzten Mal auch werde ich auch dieses Mal versuchen, euch nicht allzu sehr mit ueberfluessigen Details zu langweilen, sondern die letzten Erlebnisse kurz und knackig servieren.

1. Hervey Bay nach Cairns

War das uebliche Touri-Programm: Bin mit dem Greyhound inklusive Zwischenstopps weiter nach Cairns. Das einzige, was es wirklich zu erwaehnen gibt, ist der 2taegige Bootstrip auf die Whitsundays Islands. Schlafen unter dem Sternenhimmel, Schnorcheln, ein Vormittag am Whitehaven Beach (der weissteste Sand Australiens), nochmal Schnorchel, Essen, Wein trinken, ein letztes Mal Schnorcheln und dann zurueck. War schon ganz cool. Kann man sich auf jeden Fall anschauen (war wirklich der Hammer, meine Schreibmotivation ist gerade nur nicht ganz auf der Hoehe).

2. Jobsuche!

Irgendwann wird man dem Lotterleben schliesslich ueberdruessig (hab ich zumindest gehoert) und sehnt sich nach einem geregelten Alltag. Das die Reisekasse mal wieder etwas aufgestockt werden musste, mag eventuell auch einen Teil dazu beigetragen haben. Der urspruengliche Plan war, mich mit den deutschen Maedels aus Brisbane in Cairns wieder zu treffen und dann gemeinsam in Atherton nach einem Farmjob zu suchen. Also der erste Teil war kein Problem. Der zweite leider schon eher.

Eine schlechte Saison und irgendein drecks Bananenparasit hat naemlich einen unschoenen Strich durch unsere Rechnung gemacht. 4 Tage waren wir in Yungaburra (kleiner Ort 12 km entfernt von Atherton), doch trotz Abtelefonieren der umliegenden Farmen und diversen Besuchen hat sich die Erkenntnis eingestellt, dass es hier nichts zu holen gibt. Also zurueck nach Cairns (ich einen Tag spaeter als die Maedels, hab da in Yungaburra nen ganz netten Niederlaender kennen gelernt) und dort weiter gesucht. Das Ende vom Lied: Clara und Denise sind mitten im Outback auf einer Tankstelle und arbeiten dort, Mareike und ich wurden fuer Food Catering auf einem Rodeo angeworben! Womit wir schliesslich zum interessanten Teil des diesigen Blogeintrages kommen. „smile“-Emoticon

3. Easter @ Einasleigh

Ein Rodeo! In Australien! Noch dazu mitten im Outback! Der WAAAAAHNSINN!!

Spass beiseite. Mitsamt Foodtrucks (es gab Burger, Pizza und einen Icecream-Truck) ging es letzte Woche Mittwoch 5 Stunden nach Einasleigh. Suesses Staedtchen. Hat genau 12 Einwohner. Da steppt der Baer. Naja, zumindest einmal im Jahr, wenn ueber Ostern Pferderennen und Rodeo stattfinden. 750 Besucher, die neben zuschauen und mitfiebern natuerlich auch was essen wollten. Da kamen offensichtlich wir ins Spiel. Doch der Reihe nach:

Am Nachmittag kamen wir schliesslich am Wunschziel an, nachdem wir 50 km Schotterstrasse hinter uns gebracht haben. Laut Jobbeschreibung war sowohl fuer Logis als auch fuer Kost gesorgt. Logis, okay, wir hatten einen Schlafcontainer (hat auf jeden Fall zum richtigen Feeling beigetragen), Kost, nicht so sehr. Als Vegetarier hat man teilweise aber auch gar nichts zu lachen (Oma, ab dieser Stelle liest du bitte nicht mehr weiter. Normalerweise hab ich wirklich genug zu essen!).

Ich hatte zwar meinem Chef zwei Tage im voraus mitgeteilt, dass ich weder Fleisch noch Fisch esse, doch scheinbar ging das bei dem einen Ohr rein und beim anderen wieder raus. Als es zum Abendessen laeutete, hiess es, es gaebe Lasagne. Erwartungsvoller Blick von mir. Shane (Cheffe) sieht mich an: "Oh, I already bought the lasagne when you told me that you're a vegetaran. Hmmm. We got some salad?" Nen Salat? Ernsthaft? Seh ich so aus, als wuerd mich ein Salat genusstechnisch befriedigen?! Aber das ist ja alles kein Problem fuer eine selbststaendige MIttzwanzigerin wie mich, die sich nur in den seltensten Faellen was scheisst. Kurzerhand hab ich Mareike eingepackt und bin in den einzigen, winzig kleinen Pub des "Ortes" gestiefelt. Selbstbewusst und der englischen Sprache durchaus maechtig spazier ich an den 5 am Thresen sitzenden Cowboys vorbei, setze mein gewinnenstes Laecheln auf und sage: "Hey guys, how you're doing. I'm looking for a vegetarian meal." Totenstille setzt ein und alle Blicke richten sich auf mich. Nach 5 Sekunden Schweigen faellt der erste Satz: "Girl, you gonna starve here." Das nenn ich mal ne Aussage. War uebrigens auch nicht uebertrieben. Die hatten naemlich nur Meat Pie. Das einzig vegetarische Gericht, eine Kaese-Spinat-Rolle war aus. Ich hatte Glueck, dass noch Toast uebrig war, dementsprechend bestand mein Abendessen aus zwei Peanutbutter and Jam Toasts. Muehsam ernaehrt sich der Vegetarier.

Die naechsten Tage waren Gott sei Dank weniger dramatisch, da man sich Pizza holen konnte. Zugegebenermassen war die richtig gut. Und ich hatte gar nicht so viel dagegen, mich nicht staendig von Burgern und Pommes ernaehren zu muessen, sondern auch mal ein Schuesselchen Reis abstauben zu koennen.

Donnerstag haben wir die Trucks aufgebaut und geputzt (mit Handwaschseife. Die wuerden in Deutschland sang und klanglos durch jeden Hygienetest rasseln) und das Catering fuer den Abend vorbereitet. Samstag war dann zuerst das Pferderennen, Sonntag schliesslich das Rodeo. Wir bekamen einen Fixbetrag von 150$ pro Tag bezahlt, was Donnerstag und Freitag ziemlich laessig war, da wir wirklich nicht viel machen mussten. Dafuer stand ich dann Samstag und Sonntag jeweils 14 Stunden auf den Beinen und musste Essen verteilen. Wobei ich dazu sagen muss, dass selbst das immer noch nicht so hart ist, wie die Bob- und Rodel-WM beim Andi hinten im Echostueberl. Da wurden wirklich Massstaebe gesetzt.

 Steht uns, so ein Foodtruck, oder?

So ein Rodeo-Wochenende ist uebrigens tatsaechlich genau so, wie man sich das vorstellt. Ein Klischee jagte das naechste, angefangen bei aufgetackelten Weibern, die mit Highheels ueber den Rasen stoeckeln, ueber die Cowboyhut und -stiefelfraktion samt dazugehoerigen Hinterwaeldlern bis zu den Kaugummikauenden Bullenreitern in Jeans. Ich bin staunend von einem Eck zum anderen und hatte die groesste Freude.

Zum Abschluss noch: Ich hab meine erste richtig australische Freundin. Shiralees Eltern sind zwar Deutsche, doch sie hat quasi ihr gesamtes 24jaehriges Leben in Australien verbracht. Ein echtes Cowgirl mit eigenem kleinen Grundstueck samt 2 Pferden und einem Hund. Als wir Ostermontag nicht nach Cairns gekommen sind, da kein Bus von Mareeba fuhr, hat uns Shiralee einfach bei sich daheim einquartiert. Die Liebe hat davor mit uns zusammen gearbeitet. Und an dieser Stelle moechte ich mich nochmal ganz herzlich fuer die letzte Woche bedanken, die ohne sie nicht mal ansatzweise so angenehm und witzig gewesen waere! Hope to see you in Normanton!

 Mareike, ich und Shiralee ueber Cairns

P.S. Habt ihrs bemerkt?? Ich hab endlich Fotos drin! Der Scheiss hat mich Nerven gekostet! Auf dem PC hier ist noch Internet Explorer installiert! Kann man sich das vorstellen?! Nervenzusammenbrueche sag ich da nur!!